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Freitag, 31. August 2012

Ein bisschen Freiheit ist anstrengend

Freitag ist ein geschäftiger Tag. Alle stürmen los. Die geschlossene Front der Sinnverbundenheit wird rücksichtslos durchbrochen. Eine wöchentliche Besonderheit trafen diesmal auf die Hademarer. Alle sind gefordert. Das Motto eines Freitags schlägt zu!

"Ich breche durch den Tag, ich bin für mich beschäftigt!"


Die Geschäftigkeit in Hademare, an einem Freitag der das Ende der arbeitsreichen Woche einläutet, vermittelt allen Sklaven das Gefühl von Freiheit und Erholung. So darf man am Wochenende in zwei Tagen alles nachholen, was man unter der Woche wegen der Arbeit von fünf Tagen, für sich nicht geschafft hat. Denn alles was ein Sklave an einem Arbeitstag an Diensten zu verrichten hat fehlt ihm an Zeit zur Freiheit, also der Freizeit. Und die Freizeit ist die Freiheit zu tun und zu lassen was einem beliebt.

So bleiben dem Menschen nur zwei Tage, um in Freiheit das eigene Leben selbst organisieren zur dürfen und für sich selber Sorge zu tragen. Rasen mähen, Flur putzen, Auto waschen, Staubwischen und Saugen, Einkaufen, Wäsche waschen, ordentliches Essen kochen und vielleicht auch einen Kuchen backen machen sich ja nicht von selber. Schön wär es, hätte man selbst einen Sklaven für diese Dienste. Doch dafür hat man nichts über, verdient man das eigene Gold selbst doch viel zu sauer und braucht es in voller Höhe für die Reisebedürfnisse zur Erholung in der Ferne.

Also strukturiert man sich, autonom wie man nur in seiner Freizeit ist, einen Ablaufplan weil man doch gebildet ist und füllt ihn nur mit seinen Eigenheiten. So bewaffnet mit der Sicherheit zieht man hin, so bewaffnet mit der Sicherheit macht die Freiheit einen Sinn.

Wenn die Zeit gekommen ist, wird Punkt für Punkt der Plan erfüllt. Das spart Zeit, denn die Uhr läuft und wir laufen immer der Zeit hinterher, damit sie uns nicht davon läuft. Freitag ist immer der Tag wo man Punkte jagt. Freitag ist ein besonders Sorge voller Tag, bei dem man sich sorgt, die Punkte zu sammeln, welche man für erfolgreiches Erholen in der Freizeit benötigt. Besonders groß ist die Sorge, das eine Regeländerung im Ablaufplan die Punkte durcheinander schmeißt oder gar ein Punkt abgehakt werden muß, wegen nicht Erfüllung. Das zieht schwerwiegende Folgen für den Genuss der Freiheit hinter sich her, ist die Freiheit dann wohl weniger Punkte wert.

Andere, die solche Pläne nicht anlegen, mehr aus dem Bauch heraus entscheiden sind nachlässig und chaotisch, spinnert und respektlos. Diese Erkennen doch nicht den eigentlichen Wert der Freiheit. Sie sind die Fremden, die Besucher auf unserem ordentlich geordneten Planeten.



Zahltag ist ein geschäftiger Tag. Alle stürmen los. Die geschlossene Front der Sinnverbundenheit wird rücksichtslos durchbrochen. Eine monatliche Besonderheit trafen diesmal auf die Hademarer. Alle sind gefordert. Das Motto eines Zahltags schlägt zu!


"Ich gönn mir das, was ich mir sauer verdient hab!"


Wie viele schlichen kurz vor dem Zahltag hungrig durch die Läden, auf der Suche nach dem Wunsch erfüllenden Schnäppchen. Ist am Ende des Geldes doch noch so viel Monat über? Mürrisch geht man an den Schaufenstern vorbei. Man begutachtet, bewertet, beäugelt, beklagt die Auslagen der Händler. Nicht zu klein erscheint die Leistung des Geldbeutels. Nicht zu groß erscheint die Erwartung der eigenen Wünsche. Vielmehr ist es der Preis des Händlers, der immer gierig zu viel verdient.

Je mehr Monat vergeht, desto schmaler wird der Beutel. Bis am Ende nur noch der Staub vom Gold in ihm zu finden ist. Kleinlaut zahlt man die geforderten Beträge, flucht leise wegen seiner Gier in sich hinein. Je mehr Monat vergeht, desto mehr zählen die Leute nach, zählen klein ihr Geld. Jede Zahlung bewölkt den Himmel etwas und trübt die Stimmung des unbeschwerten Einkaufsvergnügens. Je mehr Monat vergeht, desto unwilliger ist man, bei bewölktem Wetter einkaufen zu gehen.

Wer kurz vor Zahltag einkaufen geht, findet sie dann. Die Schnäppchen, die den Wunsch erfüllen. Man schaut kurz nach, ob das mit dem Gold noch klappt. Zieht die Mundwinkel nach unten und legt es enttäuscht wieder zurück. Man bedauert sich gegenseitig und beklagt gemeinsam mit anderen im Kurzgespräch den Preis den man zu zahlen hat. Man solidarisiert sich im Gespräch, hat Zeit für einander, lernt sich kennen. Man grüßt ganz freundlich und verabschiedet sich. Die so verbrachte Zeit heilt gierige Wunden und läßt die Sonne der Erkenntnis kurz durch die Wolkendecke der eingeschränkten Zahlungsunfähigkeit scheinen.

Ganz kurz vor dem Zahltag. Das Büffelgras weht durch die Regale der Einzelhändler. Die Einkaufswagen stehen in Reih und Glied wartend auf die Kunden. Die Böden sind glänzend gereinigt und Regale blitzen gefüllt wohlwollend in die Augen. Kein Mensch mehr will sich quälen mit dem Anblick, der Himmel ist dunkel bewölkt.

Zahltag! Ein Damm bricht. Das Gold strömt über das Land, es fließt über die Konten und füllt die Beutel wieder auf. Die dunklen Wolken der Zahlungsunfähigkeit verschwinden sofort und goldgelb steigt die Sonne der Verbraucher wieder auf. Zwischen den Regalen der Einzelhändler wachsen plötzlich Palmen, mit den exotischsten Früchten und leckersten Sachen. Zahltag ist herrlich! Erfüllt man sich seine Wünsche und vergisst dabei die Planwirtschaft. Essen macht glücklich!




Heute ist ein sehr geschäftiger Tag. Alle stürmen los. Die geschlossene Front der Sinnverbundenheit wird rücksichtslos durchbrochen. Zweit Besonderheit trafen selten auf die Hademarer. Alle sind gefordert. Viele sind überfordert. Das Motto eines Freitags und Zahltags schlägt gleich doppelt zu!

"Ich breche durch den Tag, ich bin für mich beschäftigt!"

UND

"Ich gönn mir das, was ich mir sauer verdient hab!"


Geh mir aus dem Weg, ich muß mal dahin. Man weiß nicht mehr wo man anfangen soll. Menschen über Menschen stoplern durcheinander. Arbeiten sie sich Wagen rennend durch die Punkteliste, Punkt für Punkt Querfeld ein, koste was es wolle. Ein Großangriff der Freiheitsliebenden, bei dem Punktverluste in kauf genommen werden, weil die Verluste ersetzt werden können. Man gönnt sich was! Man hat aber so wenig Zeit. Der Damm ist gebrochen, der Kleinstadtdschungel ist gewachsen. Hacken, stechen, treten, reißen. Mit Schmerz verzerrtem Gesicht gegenseitig sich die Angebote aus der Hand reißend, schubst man sich durch das Gelände, rempelt an, entschuldigt sich ... nur für das Gemüse.

Verständnis zeigt man für die Drängler. Man hat so wenig Zeit. Man muß seine Möglichkeit doch erwischen. Alles ist voll, die Drämmler sind widerlich. Die Würde des Menschen ist doch ein Massenprodukt. An der Kasse drängt man sich, drängelt für Freiheit. Die Kassen schleusen den Wohlstand durch, Zeit ist Geld, es piept nur noch. Und sagt man leis zur erschrockenen Kassiererin schönes Wochenend und Aufwiederseh´n, können´s die Leute falsch versteh´n.

Das gleiche folgt am Samstag noch und Sonntags ist Familientag. Man streitet sich. Die Liste war zu voll. Man kann die Punkte nicht genießen. So manch einer freut sich wieder auf die Arbeit, geht es dort doch ruhiger zu.

Es lebe die Freiheit, hätte man nur Zeit. Man würde sie genießen.

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